Ausbildung zum Drehleitermaschinisten

4. September 2020


Die Freiwillige Feuerwehr Ergolding hat seit September 2019 ein neues Fahrzeug im Fuhrpark, eine Drehleiter von der Firma Magirus mit dem offiziellen Namen Florian Ergolding 30/1 - einer vollautomatische Drehleiter mit Korb.

Das Fahrzeug ist 16 to schwer, hat 300 PS, ist 11 Meter lang, 3,30 Meter hoch und 2,55 Meter breit.


Um ein solches Fahrzeug sicher im Straßenverkehr bewegen und im Einsatzfall richtig aufstellen und bedienen zu können, bedarf es einer sehr guten und intensiven Ausbildung.


Die Ausbildung von 12 Drehleitermaschinisten für die Freiwillige Feuerwehr Ergolding fand bereits im letzten Jahr statt. „Dank“ Corona konnte die Ausbildung weiterer Drehleitermaschinisten erst Anfang September 2020 begonnen werden.


Ein spezielles Ausbilderteam der „Magirus Fire Fighter Academy“ war vergangenes Wochenende zu Gast in Ergolding.

Uwe Brück und Markus Irro brachten insgesamt zehn Feuerwehrmännern ihr Wissen in Theorie und Praxis nahe.

Sieben Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ergolding und drei Mitarbeiter der Werkfeuerwehr des BMW GroupWerks Landshut wurden während eines Wochenendseminars in der Handhabung und dem Umgang mit der Drehleiter geschult.

Auch wurden wertvolle Tipps für das Höhenrettungsgerät mit an die Hand gegeben. in Kürze wird die Freiwillige Feuerwehr Ergolding noch einen Lehrgang für den Gerätesatz Absturzsicherung anbieten.


Der Drehleitermaschinistenlehrgang startete vergangenen Freitagmorgen mit einer theoretischen Einführung. Neben der Brandbekämpfung kann und wird eine Drehleiter auch zur Menschenrettung oder technischen Hilfeleistung eingesetzt.

Das Wichtigste nach der Alarmierung ist die Anfahrt zur Einsatzstelle. Anhand der Fahrzeugmaße ist ein Unterschied zum PKW sehr leicht erkennbar. Brücken, Unterführungen und Straßen können nicht mit einer Selbstverständlichkeit be-, über- oder unterfahren werden, da die Drehleiter mit einer
Gesamtmasse von 16 Tonnen und einer Stützlast von bis zu 7,5 Tonnen abgestützt wird.

Ein „optimaler“ Aufstellungsplatz – der bestenfalls durch die Kommune ausgeschildert ist - ist nicht flächendeckend verfügbar. Sollte die Leiter auf einer Straße mit Steigung oder Gefälle aufgestellt werden müssen erfordert das vom Fahrer sehr viel Wissen und Können.

Selbst in aufgerichtetem Zustand können u. a. Stromleitungen zu gefährlichen Hindernissen werden.


Da die in Ergolding stationierte Drehleiter aus dem Hause Magirus stammt gingen die Ausbilder auf die Besonderheiten dieser Drehleiter ein.


Nach diesem Theorieteil ging es dann in den Gerätehaushof um an und mit der Leiter die ersten praktisch Übungen durchzuführen. Zu den schwerpunkten in der praktischen Ausbildung am Samstag und Sonntag gehörten unter anderem die effektive und sichere Aufstellung der Drehleiter am Einsatzort, die taktische Beurteilung der Objekte, die optimale Bedienung am Hauptbedienstand und im Korb, die Verwendung sämtlicher Anbauteile wie
Wenderohr und Krankentragenlagerung sowie der wichtige Notbetrieb.

Entfernungen wurden gemessen, Abstände abgeschritten, Aufstellungsplätze gepeilt und abschließend ein Vermessungsplan angefertigt.


Am zweiten Tag startete dieser sofort mit praktischen Übungen.

In der Ringstraße in Ergolding wurde an einem Wohnblock mit einer Übung zur Menschenrettung begonnen.

Nachdem der Aufstellungsplatz ermittelt wurde, konnte vom Maschinisten das Fahrzeug exakt in Stellung gebracht werden. Der Korbmaschinist fuhr mit dem Leiterpark die vorgegebenen Fenster zur „Menschenrettung“ an.

Nach einem Wechsel der Einsatzkräfte wurden weitere Gebäude beübt.


Bei der nächsten Übung im Ortsteil Käufelkofen musste eine verletzte Person von einem Balkon eines Einfamilienhauses gerettet werden. In diesem Fall ging es den beiden Ausbildern um den Standplatz auf einer Straße mit fast 10 Grad Gefälle.

Durch den Niveauausgleich am Leiterpark ist es für die Leiter kein Problem, diese „Schieflage“ auszugleichen.
Die weiteren Übungen beschäftigten sich mit Materialtransport an einem Hang, Personenrettungen vom Hochhaus, Rettung mit einer Schleifkorbtrage die an dem Drehleiterkorb befestigt wurde sowie einer Rettungs- und Löschübung an einer Ergoldinger Schule.


Als Highlight für den dritten Tag organisierte Thomas Bruckmeier, Mitglied der Ergoldinger Feuerwehr und der Werksfeuerwehr einen Übungstag im BMW Group Werk Landshut.


Zuerst stand eine Grubenrettung in einer Halle auf dem Programm. Ein Mitarbeiter hatte sich im Untergeschoß verletzt und konnte nur noch mittels Drehleiter gerettet werden.
Ein weiterer Übungspunkt war eine Rettung einiger Personen von einer hohen Produktionshalle im BMW Group Werk. Eine effiziente Positionierung des Fahrzeugs ermöglichte eine schnelle und schonende Rettung.

Am Gebäude der Gießerei wurden verschieden Fenster angefahren, da je nach Situation unterschiedliche Gefahrenpunkte beachtet werden müssen.


Ein „Brand“ wurde mit dem im Korb montierbaren Wasserwerfer bekämpft, ein Löschfahrzeug der Ergoldinger Feuerwehr diente hierbei als Wasserlieferant.
Ein verletzter Arbeiter konnte das Dach über den normalen Weg nicht mehr verlassen. Aufgrund des angegeben Gewichts des Arbeiters verzichtete man auf die Krankentragenhalterung und hängte die Trage gesichert mit einem Seil unten an den Korb der Drehleiter. Geführt von Leinen wurde die Schleifkorbtrage auf das Dach manövriert, und die Person konnte schonend gerettet werden.


Als Highlight des Tages wurde der Teleskopgelenkmast der Werksfeuerwehr aufgebaut, als Übungsannahme ließ sich das Fahrzeug nicht mehr von dem im Korb befindlichen Feuerwehrmann steuern. Deshalb kam die Drehleiter der Ergoldinger Feuerwehr zum Einsatz, welche die Rettung der Person durchführen sollte.

In 26 Meter Höhe musste der BMW Group Werkfeuerwehrmann in den Ergoldinger Korb übersteigen und konnte somit wieder sicher auf den Boden zurückgebracht werden.
Eine Anleiterübung schloss sich dieser Rettung noch an, ehe man zum Ende der Ausbildung gelangte.


Nach einem gemeinsamen Mittagessen ließ man die gesamte Ausbildung noch einmal Revue passieren.

An die Worte der Ausbilder schlossen sich noch einige Worte des anwesenden 1. Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Ergolding - Michael Bruckmoser - an.

„Ein großer Dank gilt den anwesenden Teilnehmern der Ausbildung zum Drehleitermaschinisten, die Ihre Freizeit opfern um bei der Ausbildung teilnehmen zu können. Somit kann im Einsatzfall richtig und besonnen gehandelt werden und damit kann zur zügigen und schonenden Rettung der Beteiligten beitgetragen werden. Mit der Bitte um weiteres Üben zur Vertiefung der Fähigkeiten mit anschließender Teilnahme an Einsätzen“, war die Ausbildung nach einem gemeinsamen Gruppenfoto beendet.